Der Weg in die Cloud: von der Entscheidung zur Umsetzung

1/19/2024
Wie man wirklich die richtige Entscheidung für oder gegen die Cloud trifft

Eine Technologie, die in bestimmten Bereichen kontrovers diskutiert wird, ist mit Sicherheit die Cloud-Technologie. Auch unter Asset Managern hat die Auseinandersetzung mit dem Thema Cloud an Bedeutung gewonnen. Doch warum wird diese doch so vielversprechende Technologie als kontrovers angesehen? Ein Grund könnte zum Beispiel die Unklarheit bei Entscheidern sein, wie sie Nutzen aus der der Cloud-Technologie ziehen können. Auf das wachsende Interesse deutet auch die Studienlage aus 2022 (Quelle PWC: “Asset Manager setzen vermehrt auf Cloud-Lösungen”) hin. Diese zeigt, dass 75% der Experten bei verschiedenen Asset Managern die Bedeutung der Cloud bereits jetzt als eher hoch empfinden. Die Relevanz steigt: angesprochen auf die potenzielle Bedeutung der Cloud in fünf Jahren, prognostizierten gar 88% der Experten die Bedeutung der Cloud als eher hoch. Unweigerlich wirft dies die Frage auf, wieso ein erheblicher Anteil der Asset Manager weiterhin kaum oder nur partiell auf eine Cloud-Strategie setzt. Die Praxis zeigt jedoch, dass die Mehrheit der Finanzdienstleister noch in hybriden Umgebungen arbeiten. Das heißt, sie nutzen sowohl on-premise, als auch Cloud-Lösungen. Ungefähr ein Drittel, also 33%, arbeitet ausschließlich on-premise, während „nur” 10% ausschließlich Cloud-Lösungen nutzen.

Der Stellenwert des Target Operating Models

Zugegebenermaßen ist die Nutzung der Cloud keine Entscheidung, welche von heute auf morgen getroffen werden kann. Es ist eine strategische Entscheidung, die genauen Überlegungen im Vorfeld bedarf, da sie alle Unternehmensbereiche betrifft. Einen zentralen Stellenwert nimmt hierbei das Target Operating Model ein. Mit dem Zielbetriebsmodell und dem erfolgreichen Transformationsprozess wird die Brücke von der Vision und Strategie zur praktischen Nutzung geschaffen.  

Ein weiterer Grund für die Ambivalenz könnte darin begründet sein, dass Cloud schon längst nicht mehr gleich Cloud ist. In den letzten Jahren haben viele verschiedene Anbieter ihre mitunter stark differenzierten Angebote entwickelt. Welche Angebote sich am Markt durchsetzen werden, ist noch nicht entschieden. Der Wettstreit um die geeignetsten Konzepte läuft. Gab es vor einigen Jahren noch viele verschiedene Generalisten, so sind es mittlerweile einzelne Spezialisten, die bestimmte Aspekte der Wertschöpfungskette (s. Grafik unten) eines Asset Managers fokussiert abdecken.  

In der Grafik sind die für das Asset Management relevanten Funktionen (“operational functions”) rot umrandet. Die Pfeile deuten die Interaktion – und damit Schnittstellen zu Kunden, Partnern und Vendoren – an. Tatsächlich unterscheiden sich Kapitalanleger von Versicherungen und Pensionskassen, Asset Manager, Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVG) in der konkreten Ausprägung ihres Geschäfts. Eine Spezialisierung oder Segmentierung ergibt sich aus der Entscheidung, in welche Asset Klassen investiert wird und welche Fachbereiche dazu im eigenen Haus angesiedelt sind. Zusammenarbeit, Kooperation und Auslagerung kennen die Marktteilnehmer seit einigen Jahren.

Begrifflichkeiten rund um die Cloud sind im steten Wandel

Zudem haben sich auch die Begrifflichkeiten in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt. Neben den drei hauptsächlichen Servicetypen SaaS, PaaS und IaaS, rücken auch weitere Servicetypen wie BPaaS oder XaaS immer mehr in den Mittelpunkt. Doch andere Bezeichnungen zeigen einmal mehr, dass auch technisches Verständnis beim Gang in die Cloud unumgänglich ist. Die frühere Trennung zwischen Fachabteilung und IT-Abteilung löst sich immer weiter auf. Fachliche und IT-technische Fragestellungen sind kaum noch getrennt voneinander zu bearbeiten. Wofür die einzelnen Begrifflichkeiten stehen und wie sie sich unterscheiden, ist essenziell, um die richtige Entscheidung für oder wider Cloud zu treffen. Auf dem Weg der Entscheidung laufen noch weitere Begrifflichkeiten über den Weg, bei denen es wichtig ist, was auf der technischen Seite dahintersteht: Worin besteht beispielsweise der genaue Unterschied zwischen Hyperscalern und Cloud-Vendoren? Was passt besser zu meiner definierten Business- und IT-Strategie?

Daran anschließend ist es ebenfalls wichtig zu überlegen, aus welchen Gründen man in die Cloud wechselt. Es gibt unzählige Vorteile der Cloud-Strategie, aber jedoch auch einige Stolperfallen, die man genaustens im Blick haben sollte. Denn auch wenn verbesserte Skalierbarkeit, erhöhte Flexibilität und „Kostenersparnisse“ nicht von der Hand zu weisen sind, so ist die Cloud nicht generell das Allheilmittel. Dennoch kann die Cloud gerade bei Asset Managern eine Vielzahl von Türen öffnen. Insbesondere aufgrund der momentanen Herausforderungen durch Zinsanstieg und daraus resultierendem gestiegenen Kostenbewusstsein und der zunehmenden Finanzregulierung sowie dem fortlaufenden Bestreben zum Mitigieren der operationellen Risiken, kann die Cloud mit ihrer Vielfältigkeit Antworten liefern. Nicht zuletzt durch verbesserte Aktualität gegenüber vielen klassischen on-premise Lösungen.

Es gibt also alles in allem viel zu beachten. Denn auch wenn man den allgemeinen Trend zur Cloud erkannt hat, seine Business-Strategie modifiziert, das technische Verständnis mitbringt und sich den Vorteilen der Cloud im Klaren ist, so fehlt dennoch die schlussendliche Implementierung. Hier bedarf es konkreten, vordefinierten Fragestellungen und Parametern zur Selbsteinschätzung, von der Anzahl der IT-Schnittstellen bis zur Höhe des verwalteten Vermögens und noch vielem mehr. Denn eines ist klar: auch das gestiegene Angebot im Cloud-Bereich verdeutlicht, dass es keine standardisierte Lösung gibt, die für jeden Asset Manager gleich gut geeignet ist. Noch weniger reicht ein einziger Cloud-Vendor, um alle Teile der Wertschöpfungskette auf höchstem Niveau abzubilden. Das Entscheidende hierbei ist zunächst einmal ein klarer Überblick. Um Sie hierbei zu begleiten, haben wir die Artikelreihe „Cloud-Journey“ erstellt, die als Leitfaden und zur Begleitung bei der Überlegung für oder gegen einen Cloud-Gang dienen kann.

Autor: Boris Brosche, Geschäftsführer Preyer

 

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